Wir sollten Facebook durch persönliche Websites ersetzen
Persönliche Websites und E-Mails können das meiste von dem ersetzen, was Menschen an Facebook mögen – nämlich den Drang, über ihr Leben online zu berichten.
Als Studienanfänger in der High School, im Jahr 2002, habe ich eine Website namens „Jason’s Site“ erstellt. Während eine nach mir benannte Website, die sich mit Neuigkeiten über mein eigenes Leben befasste, für die damalige Zeit unsäglich eitel war, war sie auch recht zukunftsweisend: Die Website verfügt über einen Newsfeed, eine „Über mich“-Seite und eine E-Mail-Mailingliste, auf der Personen Benachrichtigungen erhalten können. Ich wollte, dass es durch Leserspenden finanziert wird. Es hatte einen Abschnitt für Flash-Videos und Fotos, ein Gästebuch und eine „Freunde“-Seite, die buchstäblich eine Liste meiner Freunde war. Es hatte eine unüberlegte, aber dennoch wissenswerte „heiße oder nicht“ Sektion, die Fotos meiner Freunde und Bekannten enthielt und sowohl Facebook als auch Mark Zuckerbergs ursprüngliche Idee für das soziale Netzwerk, genannt „FaceMash“, vorausging.
Ich habe die Seite regelmäßig und zwanghaft für etwa drei Monate aktualisiert und dann nie wieder aufgerufen. Die Seite war damals peinlich und ist jetzt peinlich, aber das Aufgeben war ein schrecklicher Fehler.
Als ich die Aktualisierung meiner Website einstellte, hörte ich nicht auf, online zu posten. Ich habe gerade andere Orte gefunden, um es zu tun. Ich habe einen Xanga, dann ein LiveJournal und dann ein MySpace gemacht. Das taten auch alle meine Freunde. Wir haben jeden Tag Fotos von Reisen, Freundschafts- und Beziehungsdramen, Beschwerden über Lehrer und Witze veröffentlicht. Wir wurden konditioniert, um zu posten, weil nur die seltsamen Kinder nicht posten. Es gab selten irgendwelche Konsequenzen für die Veröffentlichung der intimen Details unseres Lebens; die einzigen Konsequenzen kamen aus der Nichtteilnahme an der Online-Konversation.
Keiner von Xanga, LiveJournal oder MySpace hat es geschafft, herauszufinden, wie man das Material, das wir veröffentlicht haben, in irgendeinem sinnvollen Sinne monetarisieren kann. Es gab keine gezielte Werbung, und keiner von uns dachte jemals über „persönliche Daten“ nach oder darüber, was damit gemacht werden könnte.
Ich erinnere mich an den Tag, an dem die University of Maryland eingehenden Erstsemestern „@umd.edu“ E-Mail-Adressen gab. Dies war ein monumentaler Tag, nicht weil wir bald am College sein würden – es war wichtig, weil die E-Mail-Adresse es uns ermöglichen würde, Facebook-Konten zu erstellen, da Facebook immer noch von den Nutzern verlangt, ihre Profile mit einer Universitäts-E-Mail-Adresse zu überprüfen.
Als uns zum ersten Mal unsere E-Mail-Adressen zugewiesen wurden (einige Wochen vor dem Abitur), war ich in Frau Brosnans Genetikunterricht, der eine Handvoll Computer im hinteren Teil des Klassenzimmers hatte. Etwa ein Dutzend Menschen drängten sich um die Computer und begannen, sich für Facebook zu registrieren. Wir alle haben es getan, einer nach dem anderen. Wir begannen, nach unseren Freunden zu suchen, die bereits auf dem College waren. Und dann haben wir weiter gepostet, genau wie auf MySpace. Das war vor 12 Jahren, und die meisten von uns haben nicht aufgehört.
Im Nachhinein ist mir nicht klar, warum wir alle so begeistert waren, einen Facebook-Account zu bekommen. Wir waren bereits alle in den gleichen sozialen Netzwerken. Aber jemand – ein beliebtes Kind, wahrscheinlich – entschied, dass wir Facebook benutzen würden, und so benutzten wir alle Facebook.
Facebook erhält viel Anerkennung für die „Auflösung“ von Social Media und die Verwandlung von MySpace in wertlosen Müll, aber Millionen und Abermillionen von Teenagern und jungen Erwachsenen haben bereits jeden Aspekt ihres Lebens in anderen sozialen Netzwerken und auf ihren eigenen Websites geteilt. Facebook hatte das Glück, neu, etwas anders und exklusiv zu sein. Noch glücklicher war es, kurz vor dem Aufstieg des Smartphones an die Macht zu kommen. Ich schätze, was ich sage, ist, dass Facebook nicht wirklich allzu viel besser oder bequemer ist, als eine eigene Website zu haben, E-Mails oder Chats zu senden. Aber aus irgendeinem Grund sind es Facebook (und Instagram), wo wir jetzt posten.
Es gibt einen Teilaspekt der Bewegung #deleteFacebook, der nichts mit dem Missbrauch persönlicher Daten durch das Unternehmen zu tun hat. Es ist die Idee, dass Menschen, die Facebook nutzen, dumm sind oder nie so viel von ihrem Leben geteilt haben sollten. Aber für Menschen, die in den frühen 2000er Jahren erwachsen wurden, ist es eine Selbstverständlichkeit, unser Leben online zu teilen, und es kam weitgehend ohne Folgen. Es gab keine Anzeichen dafür, dass etwas, für das wir konditioniert waren, schnell gegen uns eingesetzt werden würde.
Facebook ist natürlich etwas viel Größeres als eine einzige Website geworden und hat trotz seiner Mängel „geholfen, die Welt zu verbinden“, auf Gedeih und Verderb. Aber Facebook hat einen Trend angezapft, der sich bereits abzeichnete – es hat nicht die Idee erfunden, Menschen Dinge über ihr Leben online stellen zu lassen, es hat ihn einfach besser monetarisiert.
Wenn ich an meine eigene Facebook-Nutzung denke, denke ich oft an die erste Website, die ich gemacht habe, und wie diese Website genau den gleichen Zweck erfüllt hat wie Facebook jetzt. Meine Erbsünde war es nicht, ein Facebook-Konto zu erstellen, es war das Verlassen meiner eigenen Website, die ich kontrollierte (die ursprüngliche Website wurde auf Tripod gehostet, aber wenn ich es noch einmal tun müsste, würde ich für das Webhosting bezahlen). All diese Jahre später ist es vielleicht an der Zeit, Jasons Website zu aktualisieren.
(Quelle)
