The brain – our biggest enemy
Mein Gehirn steht mir im Weg. Äml in gewissen Dingen… z.B. im Umgang mit Menschen.
In meinem Kopf gibt es ein Plappermaul, welches mir ständig erklärt, wie aussichtslos die Situation gerade ist, dass alle Menschen schlecht über mich denken, welches mich davon abhält, auf unbekannte Leute zuzugehen, weil die mich sowieso abweisen werden, und mir Szenen vortheäterlet, in denen ich versage.
Kennt ihr das? Eigentlich achtet man fast nicht drauf; das plappert eher unbewusst. Aber es ist da. Und es NERVT gewaltig!
Tja, darf ich vorstellen: Mr. Trashtalk… Findet ausschliesslich im Kopf statt, hat mit der Realität oft gar nichts zu tun und basiert auf schlechten Erfahrungen.
Die Existenz von Mr. Trashtalk wurde mir vergangenes Wochenende bewusst, als ich eine Substanz probierte, welche Mr. Trashtalk das Maul zubindet.
In der Gesellschaft ist diese Substanz ziemlich verrufen und es haften viele Vorurteile daran. Deshalb werde ich deren Namen nicht nennen, sondern nur ihre Wirkung beschreiben. Recherchiert selber, wenn ihr wissen wollt, was das war… 😉
Wir sind in einem lärmigen Tanzpalast und sitzen auf einem Sofa. Es trudeln ziemlich viele Leute herein. Ausgang und Parties, wie ich das hasse! Rundherum angetrunkene Leute, die schlecht über mich denken (ja Mister Trashtalk, HALT deine Fresse!), laute Chartmusik, und es geht nur darum, wer der schönste Pfau ist. Nein, überhaupt nicht meine Art, den Abend zu verbringen. Aber wenn da jemand Geburtstag feiert und man eingeladen wird… Tja, dehaut (=bärndütsch: denn halt).
Etwas mulmig ist mir schon, als ich die Substanz mit etwas Eistee herunterspülte. (Wir sind zu dritt da, zwei Personen machen das Experiment und einer passt auf uns auf :))
Wir haben natürlich gründlich recherchiert. Alles was man beachten muss ist, genug trinken, aber kein Alkohol. Hätte ich sowieso nicht, kommt mir also gelegen! 🙂
Ungefähr 2h nach der Einnahme:
Es ist heiss. Trinken. Kommt das ächt jetzt von der Substanz, oder ist das weil jetzt so viele Leute da sind? Keine Ahnung.
Aber etwas passiert: Ich beginne, mich plötzlich enorm für alle Leute zu interessieren, die hier sind. Und mir fällt auf, dass da zwei drei Menschen ziemlich allein herumsitzen und ständig auf die Uhr schauen. ICH WEISS GENAU WIE IHR EUCH FÜHLT! Ich habe plötzlich uuuunglaublich viel Mitgefühl und Verständnis für die Situation von jedem. „Der sitzt da so alleine, bitte bitte hol ihn doch zu uns, du kennst ihn doch!“ sagte ich zu meinem Kollegen. Mein Herz schmilzt und brüelt. Ich kann das gar nicht mit ansehen, wie dieser Mensch so verlassen und depressiv herumhängt.
Ein paar andere Leute tanzen ausgelassen, ein paar umarmen sich. Ich mag’s ihnen so gönnen, dass es ihnen so gut geht! Wäre ich jetzt nicht unter Einfluss dieser Substanz, dann würde ich mir ständig denken: Wieso geht’s denen so gut und mir nicht?
Aber jetzt – wow. Und mir wird bewusst, wie wertvoll wir alle sind.
Ich kann die Situation jetzt ohne Mr. Trashtalk anschauen. Gewaltig!
Am Vortag habe ich ein Experiment gemacht: Ist es möglich, eine Minute lang an nichts zu denken?
Nach zehn Sekunden schweifen meine Gedanken ab und kreisen. Sehr schwer, an nichts zu denken!
Ich versuch’s jetzt. Kein Ton, kein Gedanke ist zu hören. Genial!
Es setzten sich noch ein paar bekannte zu uns, und wir diskutierten angeregt über alles mögliche. Mit meinem Kollegen hatte ich ausserdem die ganze Zeit während des Einflusses sehr tiefgründige Gespräche. Wir konnten plötzlich über alles reden – einfach so! Und wir hörten einander aufmerksam zu und verstanden immer die Situation des Gegenübers. Ausserdem konnten wir allen Leuten ständig in die Augen schauen, mit denen wir gerade sprachen. Das geht sonst auch nicht so ohne weiteres!
Verdammt. Die menschliche Psyche hat wohl ein paar Blockaden und Hemmschwellen eingebaut. Man könnte fast sagen, wir sind von Natur aus psychisch krank. Mir jedenfalls geht’s so, und diese Hemmschwellen gehen mir gründlich auf den Zeiger! Ich wär‘ gern immer so offen und verständnisvoll. Und was Mr. Trashtalk anbelangt.. Diesen Hurensohn würde ich am liebsten auf den Mond schiessen!
Man. Wir reden über Probleme, über die wir uns sonst nicht getraut hätten zu reden.
Ich hätte alle Familienkrisensitzungen früher mit dieser Substanz machen müssen! Da kann man wirklich frei reden, ohne Machtansprüche und Einfluss des Egos, und man kann die Probleme auch wirklich lösen.
Eine wunderbare Erfahrung.
Ausserdem habe ich meinen Standpunkt in Bezug auf „Sachen ausprobieren“ gefestigt: Wenn die Erfahrung mich im Leben weiterbringt und mich Dinge aus einer anderen Sichtweise sehen lässt – dann probier ich es aus. Wenn es bloss den Verstand vernebelt, um „high“ zu sein, dann ist das nichts für mich.
Jetzt weiss ich auch, warum ich Salvia und LSD so interessant finde, und Alkohol und Tabak/Hanf nicht.
Longneck
sehr richtig 🙂
@weise damit umgehen: auf jeden fall.
es ist erstaunlich, wie viele leute … schon fast „angst“ vor solchen „nischenprodukten“ haben, bei alkohol und tabak aber locker umgehen. OBWOHL alkohol auf platz 5/20 auf der rangfolge nach schädlichkeit kommt – gleich nach methadon (!!!) http://de.wikipedia.org/wiki/Drogen#Rangfolge_nach_Sch.C3.A4dlichkeit
Extasy ist auf Platz 18…
ich schau auch immer gerne wieder auf diese tabelle:
die gelben düpfli sind was für mich. die orangen schon nicht mehr.
erstaunlich nicht? auch die wahrnehmung in der gesellschaft…
Daniel
Kennst du den Spruch: „Traue nie einer Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!“ 😉
Ich jedenfalls geniesse jegliche Art von Statistiken generell mit Vorsicht, da ich glaube, dass sich dieser Spruch einfach in vielen Fällen bewahrheitet. Ich gebe zu, dass ich eher dazu neige gewisse Dinge zu hinterfragen und gerade bei Statistiken sehr Skeptisch eingestellt bin. Bitte nimm mir das nicht übel 😀
Die Angst vor solchen „Nischenprodukten“, wie du sie bezeichnest ist ja nicht unbedingt unerklährlich, wenn man sich die Liste der Risiken(Ectasy) ansieht:
Häufige unmittelbare Nebenwirkungen des Ecstasykonsums sind Mundtrockenheit, Muskelverkrampfungen, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit, vermindertes Hunger- und Durstgefühl sowie ein starkes Ansteigen der Körpertemperatur. Die Überhitzung des Körpers ist ein Risiko, das lebensbedrohlich sein kann. Überdosierter Ecstasykonsum und Mischkonsum (z.B. mit Alkohol) können lebensbedrohlich sein. Sie manifestieren sich durch Krampfzustände, Austrocknung und Überhitzung des Körpers, Blutdruckabfall, Herz-Kreislauf-Störungen, Lungenödeme sowie Leber- und Nierenversagen….
Die Liste ginge noch weiter, aber ich gehe davon aus, dass du dich damit schon gründlich befasst hast!
Auch Anmerkungen wie folgende, weisen nicht gerade viel Vertrauen in eine solche Substanz auf:
In illegalen Labors werden Pillen oder Kapseln in unterschiedlichsten Farben, Formen und Grössen hergestellt. MDMA kann dabei mit allem Möglichen gemischt werden. Man weiss nie, was in einer Ecstasypille oder -kapsel drin ist. Die Wirkung ist entsprechend unberechenbar. Auch Pillen oder Kapseln, die sich äusserlich exakt gleichen, können unterschiedliche Mischungen enthalten.
So jetzt hab ich genug Zitiert 😉
Was wolltest du noch andeuten mit dem Satz auch die wahrnehmung in der Gesellschaft….?
Longneck
soweit sogut 🙂
– mundtrockenheit chunt vom ansteigen der körpertemperatur (schwitze) – dorum hämmer uns vorgnoh gnueg trinke und sich nid grooss bewege (mir sin die ganz zyt uf däm sofa gsässä)
– mischkonsum mit alkohol: au das hämmer vermiede (k.o.-tropfe funktioniere übrigens ähnlich, sin nur in kombination mit alk gföhrlich, schiins)
– illegali labors: dr kolleg hets vonere vertrauenswürdige instanz becho wos im labor uf reinheit prüefe loh het. reine kristall, selber mit ere sehr genaue woog abgwooge und in chapsle abgfüllt. du sehsch, mir sin do sehr vorsichtig.
aber es isch scho so; vo wildfremde lüt würde mer uns nie so sache chaufe…
– wahrnehmung in der gesellschaft: ebe, wie all die drooge wo als gääl bezeichnet sin als „gföhrlich und hart“ igstueft wärde vo dr gsellschaft – s aber bi verantwortigsvollem umgang nid sin.
vielicht isch alkohol so beliebt, will me nid verantwortigsvoll drmit muess umgoh?
Freidenker
i gang devo us, dass dorum so viel substanze abgwise werde, will me generell angst het die eiget kontrolle zverliere. anderersits wend viel kontrolliert werde, wills denn eifach isch als selber entscheidige ztreffe (eltere, staat, firma). kontrolle isch aso immer ime kontext zbetrachte. gohts um unser iners, reagiere mir viel schärfer, as wenns nume um sache usserhalb vo uns goht.
apropos nüt denke. probiers mol mit meditation, longneck. kei substanz, aber tuet sau guet. sozäge früehligsputz im hirn.
Daniel
Ich hab etwas recherchiert und gehe davon aus, dass du mit Ecstasy experimentiert hast…
Ich weiss, ich kann nicht wirklich mitreden, denn ich kenne diese Erfahrungen nicht, noch suche ich sie. Bezüglich deinem Standpunkt möchte ich dir einfach ans Herz legen, dass du damit sehr weise umgehst!